Elternabend Medienkompetenz
Am 12.11.2019 fand an der Gerhart-Hauptmann-Oberschule der sehnlichst
erwartete Elternabend zum Thema „Medienkompetenz“ statt. Obwohl die
eigentliche Referentin aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, gelang es
unserer Schulsozialarbeiterin Frau Magnus einen Ersatz zu organisieren.
So begann pünktlich um 19:00 Uhr mit dem eingesprungenen Referenten Marsel
Krause und vielen interessierten Eltern der Elternabend. Schon zu Beginn machte
Herr Krause klar, dass die eigentliche Zielgruppe höchstwahrscheinlich nicht
anwesend sei. Auf Elternabenden zum Thema Medienkompetenz, so Krause, seien
überwiegend Eltern präsent die entweder unsicher/ängstlich sind und Rat
suchen oder Eltern die weitestgehend alles richtigmachen, sich aber dieses Fakts
vergewissern wollen. Es ist ein Phänomen, dass Eltern die nicht so genau
hinschauen bei der altersgerechten Mediennutzung ihrer Kinder, leider nicht zu
diesen Elternabenden erscheinen. Nach diesem kurzen Einstieg präsentierte
Krause eine interessante Statistik: Bei einer Studie der
BLIKK–Medien2017wurden Eltern gefragt ob Sie Beratungsbedarf für den Umgang
ihres Kindes/Jugendlichen mit Internet und Smartphone sehen. Dabei antworteten
90% der Eltern mit „Nein“. Schlussfolgernd müssten also die große Mehrheit
aller Eltern vertraut sein in Bezug auf den Umgang Medienund auf den digitalen
Endgeräten für Jugendmedienschutz sorgen. In der Praxis begegnen einem jedoch
nur wenige Eltern, die sich bspw. mit Filtersoftware und Mechanismen im Bereich
Jugendmedienschutz auskennen.
Krause erläuterte die kindliche Medienwahrnehmung und machte schon zu Beginn deutlich, dass gerade wir Erwachsenen uns häufig selbst an die eigene Nase fassen und auch hin und wieder an die eigene Kindheit und Jugend zurückdenken müssen. Kinder eifern nach und übernehmen die Verhaltensweisen ihrer Eltern. So ist die Medienkompetenz nicht nur ein Thema der jungen Menschen, Nein. Es umfasst auch die Vorbildfunktion ihrer Erziehungsberechtigten.Dabei spielt im Oberschulbereichvor allem ein Medium eine große Rolle: das Smartphone. Allgemein, so Krause, empfiehlt sich das Smartphone nicht unter 11 bis 12 Jahren. Dabei sollte aber auf jeden Fall der individuelle Entwicklungsfortschritt des Kindes beachtet werden. Das gleiche gilt für soziale Netzwerke. Aufgrund der europäischen Datenschutzbestimmung (EU-DSGVO) ist es in der EU tatsächlich erst mit „16 Jahren erlaubt“: https://www.schau-hin.info/…utube-und-co, soziale Dienste/Netzwerkewie WhatsApp oder YOUTUBEzu nutzen. Nutzen jüngere Kinder oder Jugendliche diese Medien, müssen Eltern der Verarbeitung der Daten zustimmen und ihr Kind entsprechend begleiten und aufklären. Ein weiterer Punkt, der auch Marsel Krause sehr wichtig ist, stellt den Umgang mit Gefahren neuer Medien dar. Vor allem bei Jugendlichen ist dabei Cybermobbing ein Thema. Einen direkten Hilfeplan für Betroffenen gibt es natürlich nicht, jeder Fall muss individuell betrachtet werden. Trotzdem sollten bestimmte Maßnahmen getroffen werden. So ist es immer wichtig,Bildschirmdrucke (Screenshots) zu speichern, Täter zu blockieren, Privatsphäre-Einstellungen zu nutzen und gegebenenfalls mit Lehrer/innen oder sogar der Polizei in Kontakt zu treten. Auch wenn Cybermobbing in Deutschland noch kein eigener Straftatbestand ist, können andere Gesetze des Strafgesetzbuches greifen. Zuletzt kam Krause noch auf die verschiedenen sozialen Netzwerke/Dienstezu sprechen, die gerade bei Jugendlichen beliebt sind. Ganz vorne rangiert natürlich WhatsApp, gefolgt von Instagram und YouTube. Steigender Beliebtheit, vor allem bei Mädchen, erfreut sich TikTok. Bei dieser App geht es vor allem um das Aufnehmen, Bearbeiten und Teilen von 15-sekündigen Playback-Musikvideos. Es entbrannte eine kurze Diskussion, ab wann man seinem Kind die Nutzung erlauben sollte. TikTok selbst schreibt in seiner Datenschutzerklärung ein Mindestalter von 13 Jahren vor.
Zuletzt ging es noch um die beliebtesten Spiele im Jugendalter. „Games“ sind in der heutigen Zeit unbedingt gleichzusetzen mit anderen Unterhaltsmedien wie Fernsehen, Theater und Kino. Es hilft daher nicht, diese Medien zu verteufeln. Dieser Grundsatz wurde innerhalb des Elternabends immer wieder deutlich. Eltern können die Medienkompetenz ihrer Kinder nur fördern, wenn sie sich mit der Medienweltbeschäftigen, Interesse zeigen andererseits aber trotzdem den Konsum konsequent regelnund auf Jugendmedienschutz achten. Dabei sollten Eltern möglichst individuell über die Nutzungsdauer entscheiden. Spiele dauern selten genau 15 Minuten, sondern sind häufig (Multiplayer) rundenbasiert. Es ist durchaus sinnvoll, das Kind die Runde noch beenden zu lassen und dafür den Konsum zum Beispiel am nächsten Tag zu verringern. Spiele, die eine Altersbeschränkung haben, sollten jedoch mit Vorsicht genossen werden. Um zu verstehen worum es geht, helfen zum Beispiel Let ́sPlay Videos, in denen man erkennt wie das Spiel aufgebaut ist. Definitiv ein No-Go sind Spiele ab 18 Jahren für Minderjährige. Die haben bis zur Volljährigkeit absolut nichts in einem Kinderzimmer zu suchen und sind als kindeswohlgefährdend einzustufen. Am Schluss macht Marsel Krause nochmal Mut. Wer sein eigenes Verhalten einschätzen/reflektieren kann und mit Neugier und Offenheit auf die „neuen Medien" zugeht, kann dieses Medienverhalten auch an seine Kinder weitergeben. Ein Kind ist nicht gleich mediensüchtig, weil es in einem Lebensabschnitt auch mal eine exzessive Mediennutzungsphase hat, wenn bspw. ein tolles neues Spiel unter dem Weihnachtsbaum lag. Wichtig ist aber auf jeden Fall, Kindern und Jugendlichen auch mal Alternativen zur Mediennutzung anzubieten.
Der Elternabend war ein sehr informativer und interessanter Abend. Marsel Krause präsentierte keine Allgemeinlösung, gab dafür aber Hinweise und Denkanstöße um sich im Umgang sicherer zu fühlen. Dabei nahm er die Angst, alles an neuen Medien sei schlecht (Stichwort Kulturpessimismus) und verwies immer wieder darauf, an die eigene Jugend zurück zu denken:die damaligen „neuen Medien“ wie z.B.der Fernseher von dem man „viereckige Augen“bekommen sollte, dem Lesen unter der Bettdecke mit dem man sich „die Augen kaputt machte “und er verwies auch auf den Jahrtausende alten, sorgenvollen oder auch erbosten Ton der Alten, aus den jungen Menschen würde nichts werden. Nun, auch aus denen ist etwas geworden:).
Wir bedanken uns herzlich für das kurzfristige Einspringen und den lehrreichen Abend!
Marsel Krause von der Saek Zwickau (Sächsiche Ausbildungs- und Erprobungskanäle) führte durch den Abend.
(überarbeitet am 06.01.2020)